Der nächste Tipp ist eher gegen Vergesslichkeit, aber da er mir diverse Male geholfen hat…
Kühlschränke, Gefrierhäuser, Lüfter und Klimaanlagen sind ja bekanntermaßen auszuschalten für den Dreh. Doch will man den Motivgeber bei Laune halten, sollte man nicht vergessen, die Geräte nach Drehschluss wieder einzuschalten. Mir ist es leider schon passiert daß ich beinahe die ganzen Vorräte eines noblen Restaurants zerstört hätte. Daher lege ich immer meinen Autoschlüssel in den Kühlschrank oder zum Schalter des entsprechenden Geräts. Dann verlasse ich das Set definitiv nicht mit einer Katastrophe für den Motivgeber (und damit verbunden für die Filmproduktion)!
Den O-Ton und Abspann-Gesang habe ich gemeinsam mit Leonard Bahro aufgenommen.
Hier die Details zum Film:
This is a story about two brothers who fled from Damascus. They are representative of the many thousands of others. Three of the actors actually escaped the war in their homeland. They share a similar fate as the characters they represent in the film.
Escaping Damascus soll eine neue Auseinandersetzung mit dem syrischen Bürgerkrieg ermöglichen und eine emotionale Barriere brechen. Mit Hilfe einer subjektiven Erzählweise berichtet der Film nicht über den Krieg, sondern stellt anhand beispielhafter Schicksale die Emotionen der Leidtragenden authentisch in den Vordergrund. Drei der Darsteller sind selbst aus Damaskus geflohen und tragen ein ähnliches Schicksal, wie das der dargestellten Charaktere. Daher haben sie sich nicht nur schauspielerisch mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinander gesetzt, sondern haben ihre schrecklichen Erlebnisse in den Film einfließen lassen. In dieser Zusammenarbeit ist ein Kurzfilm entstanden, der einen menschlichen Blick auf die Syrienkrise wirft.
Für lange Interviews lohnt es sich, eine Angelhalterung (englisch Boom Pole Holder) zu benutzen. Im Gegensatz zu einem normalen Mikrofonstativ kann man damit schnell zwischen einer handgeführten Angel und dem bequemen Stativ hin- und herwechseln. Korrekturen an der Ausrichtung des Mikrofons lassen sich mit Hilfe des Boom Pole Holders ebenfalls schneller ausführen. Die Standsicherheit ist mit einem C-Stand (aus der Lichtabteilung) optimiert und bei ganz langer Angel kann man Reichweiten erlangen, die normale Mikrofonstativgalgen nicht haben (in dem Fall dann den C-Stand noch mit einem Sandsack zusätzlich sichern).
Die Verbindung zwischen C-Stand und Angelhalterung übernimmt ein Gobo-Head (ebenfalls bei der Lichtabteilung vorhanden).
Mein Boom Pole Holder kostete nur ca 15 € und funktioniert wunderbar (siehe Bild vom Dreh in der Straßenbahn). Es gibt teurere, aber mir reicht das einfachste Modell.
Unter der Regie von Zuniel Kim habe ich ein einstündiges Interview zum Thema ÖPNV in einer stehenden Straßenbahn aufgezeichnet. Ein so langer Zeitraum läßt sich natürlich nicht gut angeln, dafür kann man ein Stativ benutzen. Details dazu im nächsten Tontipp.
Für einen Imagefilm unter der Regie von Maurice Quentin habe ich Interviews und Atmosphären in einem Schwimmbad aufgenommen. Und wenn mal keine Stative zur Hand sind: Eine 176cm Stereobreite für das Groß-AB Verfahren habe ich immer mit dabei 😉
Noch ein Tipp: Im Schwimmbad lassen sich der Überlauf, Umwälzpumpen und die Lüftung ausschalten oder auf niedrigste Stufe stellen, um einen besseren Interviewton zu bekommen!
Gemeinsam mit Fabricius „Jupp“ Clavée und David Okoampah habe ich vor einigen Jahren Klanginstallationen live gespielt. Dabei ist dieses Foto von uns entstanden. Die Tonaufnahmen liefere ich bei Gelegenheit nach.
…habe ich den Originalton für einen Werbespot unter der Regie von Christoph Steinau aufgenommen! Sounddesign und Mischung ist auch noch diese Woche – alles muss schnell gehen…
Der experimentelle Kurzfilm feierte zahlreiche Festivalerfolge, ich habe den O-Ton dafür aufgenommen und gemischt. Hier ein kurzer Ausschnitt:
Kurzfilm, 2012. Darsteller: Ruben Zumstrull, Anna Fischer, Johann Adam Oest Buch, Schnitt, Regie: Jan Riesenbeck Kamera: Ben Brix, Jan Riesenbeck Produktion: Roland Fischer Kostüme und Szenenbild: Barbara Kloos, Julia Buckmiller Musik: Max Hundelshausen Ton: Tobias Böhm
Die FBW bewertete den Film als Besonders wertvoll, hier die Beschreibung und Jurybegründung:
Die Ausgangsfragen sind so komplex, aber auch so simpel: Warum sind wir hier? Wo gehen wir hin? Was ist der Sinn des Lebens? Und wer gibt uns die Antworten auf diese Fragen? Falls es diese Antworten überhaupt gibt. Auf dem Weg durch den Experimentalfilm von Jan Riesenbeck begegnen uns verschiedene Menschen. Sie erzählen uns ihre Theorien, sind verbunden durch immer wieder neue Bildspiele, in denen sich Gegenstände verwandeln, sich Rätsel bilden und wieder auflösen und ein Text sich wie eine auditive Klammer über das Bild legt. Neben Ruben Zumstrull, Anna Fischer und Johann Adam Oest gibt es über 200 Nebenrollen und unzählige Szenarien, die alle in filmischer Handarbeit erstellt wurden, fern von jedem digitalen Trick. Die fantasievolle Gestaltung schafft ein Mosaik aus immer wieder überraschenden Bildfragmenten. Die Montage ist schnell, passt sich dem Sprachrhythmus an, wie ein Gedicht, das es auf mehreren Ebenen gibt. Am Ende des 14minütigen Films ist man als Zuschauer ganz erfüllt von den visuellen Eindrücken, klugen Aussagen und witzigen Einfällen. Danach möchte man sofort wieder eintauchen, in diese fabelhafte Welt der Ideen. Ein raffiniertes und äußerst unterhaltsames impressionistisches Filmpuzzle.
Was wir sehen, was wir erfahren ist oft trügerisch und mehrdeutig. Und außerdem sehr stark von unserer Interpretation, unserer subjektiven Situation abhängig. Der Experimentalfilm SECHSTER SINN, DRITTES AUGE, ZWEITES GESICHT signalisiert bereits in seinem programmatischen Titel diesen Umstand, der im Volksmund viele Bezeichnungen gefunden hat. Jan Riesenbeck führt uns mit Selbstironie und klugem Witz in zahllose, fantasievolle Bilderwelten. Wir erleben das Leben als Puzzle, formbar wie Glas. Wie bei einem Jahrmarktspektakel sehen wir mit dem Staunen von Kindern magische Zauberer, flügellahme Schutzengel, lachen über Bauchredner, die sich mit ihrer Puppe verwechseln, entdecken den eigenen Schlaf als Spiegel im Inneren einer Sanduhr, sehen Menschen, die sich selbst als Paket verschicken und schließlich erleben wir sogar die Beerdigung der Zeit als größten Triumph der Kindheit! Über dieser scheinbar endlosen Bilderflut steht die höchst ironische Aufforderung „Wir müssen uns mehr auf das Wesentliche konzentrieren!“ Da bleibt die Frage: Was ist das Wesentliche im anwachsenden Chaos der Informations- und Bilderfluten unserer Zeit? Jan Riesenbecks, im wahrsten Sinn des Wortes, „Experimentalfilm“ ist ein überbordender Reigen an filmischen Ideen. Ein Einfall jagt den nächsten, so wie in unserem mediengeprägten Alltag der schnellen Bilder und flüchtigen Eindrücke Ein Bild das andere jagt. Es sind großartige Bildcollagen, die in einer rhythmischen Beziehung zum Text stehen. Jeder Betrachter kann permanent seine Bildinhalte assoziieren und seine eigenen Interpretationen entstehen lassen. Die Jury war sich einig: Ein handwerklich grandioser, ein kluger und verwirrender Film!