Für „Lisanne“ habe ich den Originalton und zusätzliche Geräusche aufgenommen. Zum Inhalt:
Marlon will seiner 15-jährigen Schwester Lisanne, die das Down-Syndrom hat, den großen Traum erfüllen, nach Dänemark ans Meer zu fahren. Ein Roadmovie über Konflikte, Behinderung(en) und Geschwisterliebe.
MARLON, ein 22-jähriger Biologiestudent, soll während des Krankenhausaufenthaltes seiner Mutter auf seine 15-jährige Schwester LISANNE, die das Downsyndrom hat, aufpassen. Er verspricht ihr, ihren lang ersehnten Wunsch nach Dänemark ans Meer zu fahren, zu erfüllen. Doch das ist leichter gesagt als getan zumal sie das erste Mal zu zweit unterwegs sind.
Marlon werden die Eigenschaften seiner Schwester so deutlich bewusst wie nie zuvor und er verspürt zum ersten Mal ein wirkliches Verantwortungsgefühl. Mit ihrer Herzlichkeit und Begeisterung, aber auch mit ihrem eisernen Willen, ihre Wünsche durchzusetzen, – gleich zu Anfang lässt sie sich nicht davon abbringen ihr sperriges Trampolin mitzunehmen – löst Lisannes Verhalten in Marlon gemischte Gefühle aus. Bei einem Zwischenstopp in einem Bistro zeigt Lisanne kompromisslose Willensstärke und Menschlichkeit. Einerseits besteht sie darauf, das auf der Speisekarte angebotene Ketchup für ihre Pommes Frites zu bekommen, andererseits greift sie beherzt und als Einzige in den Streit zwischen dem Barkeeper und seiner Tochter ein, ergreift Partei für das Mädchen und tröstet sie. Marlon hingegen ist mit der Situation überfordert. Kurze Zeit später stoppt eine Autopanne mitten auf der Landstraße die weitere Reise.
Prädikat wertvoll: Jury-Begründung der Filmbewertungsstelle FBW
Lisanne ist eine studentische Produktion, die in der Durchzeichnung der Personen nicht an hochprofessionalisierten Besetzungsmöglichkeiten gemessen werden muss. Die Hauptdarstellerin Lisanne trägt den Film und thematisiert mit ihrer authentischen und nahezu dokumentarisch beobachtbaren Spielweise die Gefühlswelt und die Handlungsweisen der vom Down-Syndrom behinderten Menschen. Dass die Besetzung des Bruders dagegen trotz (oder vielleicht gerade wegen) seines zurückhaltenden Spiels abfällt, ist schade, aber akzeptabel. Auch andere Protagonisten im Schnellimbiss oder etwa der Schalterbeamte wirken holzschnittartig überzeichnet, allerdings nicht untypisch für einen Kurzfilm mit diesen Produktionsbedingungen.
Der Komplex Bahnhof steht beispielhaft für die teilweise mangelhafte Zeitdarstellung, verlangt man eine auf die Realität bezogene Darstellung der zurück gelegten Wegstrecken und des Wortwechsels am Bahnschalter. Sie erweist sich aber als dramaturgische Notwendigkeit für den Spannungsaufbau, damit für Lisanne wiederum genügend Zeit bleibt, den Zug ans Meer zu erreichen.
Die Sprachebene von Lisanne wirkt authentisch und es ist nicht notwendig, dass jeder Satz zu verstehen ist. Viel wichtiger ist, dass die Behinderung von Lisanne sehr liebevoll und authentisch vermittelt wird. Ihre Bockigkeit einerseits und ihre zugewandte Haltung zu ihrem Bruder und zur Tochter des Imbissbesitzers berühren und bringen einen Menschen näher, der sich durch die Behinderung selbst immer treu bleibt. So kann dann auch der Traum vom Meer wahr werden, das Lisanne mit ihrem Bruder erreichen wollte.
REGIE Lars-Gunnar Lotz
BESETZUNG / CAST Emanuele Peters, Lisanne Lotz
ORIGINAL-FILMMUSIK / ORIGINAL SCORE Ralf Schuon
SCHNITT / EDITING Philipp Teubner, Stefan Ebel
BILDGESTALTUNG / DOP Jonathan Rinn, Raphael Wohlgemuth
DREHBUCH / SCRIPT Lars-Gunnar Lotz Jonathan Rinn
TONGESTALTUNG / SOUND DESIGN Tobias Böhm
FESTIVALS
Kinoshock Film Festival, Anapa, Russland
Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest, Deutschland
up-and-coming Internationales Film Festival Hannover, Deutschland
Kurzfilm Festival Hamburg, Deutschland
„Rolan“ International Film Festival for Children and Youth, Yerevan, Armenien (1st price International Youth Film Festival Yerevan)